Tauchmedizinische Untersuchung: Sicherheit & Ablauf

Die tauchmedizinische Untersuchung, oft auch Tauchtauglichkeitsuntersuchung genannt, ist im Grunde ein Gesundheits-TÜV speziell für Taucher. Es geht darum sicherzustellen, dass dein Körper den besonderen Bedingungen unter Wasser gewachsen ist. Sie ist dein wichtigster Buddy, wenn es um Sicherheit geht, damit du jeden Tauchgang ohne Sorgen genießen kannst.

Warum deine Sicherheit unter Wasser an Land beginnt

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Stell dir vor, wie du schwerelos durch eine faszinierende Welt aus leuchtenden Korallen und neugierigen Fischen gleitest. Ein unvergessliches Gefühl! Damit dieses Abenteuer aber genau das bleibt – ein Abenteuer und kein unkalkulierbares Risiko – beginnt deine Vorbereitung schon lange, bevor du auch nur einen Fuß ins Wasser setzt. Genauer gesagt: in der Praxis eines Taucherarztes.

Eine tauchmedizinische Untersuchung ist nämlich viel mehr als nur eine lästige Pflicht oder ein Stempel auf einem Zettel. Sie ist dein ganz persönliches Sicherheitsnetz, das speziell für die einzigartigen Herausforderungen der Unterwasserwelt geknüpft wird.

Der Druck macht den Unterschied

Hier an Land nehmen wir den Luftdruck, der ständig auf uns lastet, kaum wahr. Sobald du abtauchst, ändert sich das aber schlagartig. Schon in 10 Metern Tiefe verdoppelt sich der Umgebungsdruck. Denk mal an eine leere Plastikflasche: An der Oberfläche passiert nichts, aber wenn du sie unter Wasser drückst, wird sie sofort zusammengedrückt.

Deinem Körper geht es ähnlich, vor allem den luftgefüllten Hohlräumen wie der Lunge, den Nasennebenhöhlen und dem Mittelohr. Bei einer professionellen Untersuchung wird gecheckt, ob diese Bereiche dem Druck gewachsen sind und du den Druckausgleich ohne Probleme schaffst.

Kleiner Fun-Fact mit ernstem Hintergrund: Eine leichte Entzündung in den Nebenhöhlen oder eine kleine Blockade in der Eustachischen Röhre (die Verbindung vom Rachen zum Mittelohr) merkst du im Alltag vielleicht gar nicht. Unter Wasser kann das aber blitzschnell zu einem extrem schmerzhaften Barotrauma führen und deinen Tauchgang sofort beenden.

Verborgene Risiken aufdecken

Viele kleine Wehwehchen oder gesundheitliche Eigenheiten fallen an Land gar nicht ins Gewicht, können sich unter dem erhöhten Druck aber zu einer echten Gefahr entwickeln. Ein ausgebildeter Taucherarzt kennt diese Risiken und weiß genau, worauf er achten muss.

  • Herz-Kreislauf-System: Dein Herz muss unter Wasser deutlich mehr pumpen. Ein unentdeckter Bluthochdruck oder eine minimale Herzschwäche können in der Tiefe schnell kritisch werden.
  • Lungenfunktion: Deine Lunge muss nicht nur dem Druck standhalten, sondern auch den Gasaustausch perfekt regeln. Erkrankungen wie Asthma beispielsweise brauchen hier eine ganz besondere und sorgfältige Abklärung.
  • Ohren, Nase, Nebenhöhlen: Der Druckausgleich ist das A und O beim Tauchen. Klappt das nicht, drohen nicht nur Schmerzen, sondern im schlimmsten Fall auch Schwindel unter Wasser – eine extrem gefährliche Situation, die du unbedingt vermeiden willst.

Genau aus diesen Gründen bestehen seriöse Tauchschulen und Verbände weltweit auf einem gültigen Attest. Es geht dabei nicht darum, dir den Spaß zu verderben. Ganz im Gegenteil! Es geht darum, sicherzustellen, dass du für dieses wunderbare Hobby körperlich und gesundheitlich geeignet bist.

Sieh die Untersuchung also als einen Akt der Eigenverantwortung und cleveren Voraussicht. Sie gibt dir die Gewissheit und Freiheit, die Unterwasserwelt sicher und unbeschwert zu entdecken.

Was der Gesetzgeber vorschreibt und Experten raten

Eine der ersten Fragen, die mir in Tauchkursen immer wieder gestellt wird, ist: „Brauche ich für dieses Hobby eigentlich ein ärztliches Attest?“ Die Antwort ist ein klares Jein und hängt ganz davon ab, ob du dein Geld mit dem Tauchen verdienst oder in deiner Freizeit die Unterwasserwelt erkundest.

Für Berufstaucher ist die Sache ganz einfach: Hier gibt es strenge Unfallverhütungsvorschriften (UVV), die regelmäßige und sehr gründliche Untersuchungen zur Pflicht machen. Absolut verständlich, denn wer täglich unter Wasser arbeitet, setzt seinen Körper extremen Belastungen aus, die eine lückenlose ärztliche Überwachung erfordern.

Bei den geschätzten 1,5 bis 2 Millionen Sporttauchern in Deutschland sieht die Sache anders aus. Hier gibt es keine direkte gesetzliche Vorschrift für eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung. Aber – und das ist ein großes Aber – nur weil es kein Gesetz gibt, heißt das nicht, dass du darauf verzichten solltest. Ganz im Gegenteil!

Führende Fachgesellschaften wie die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM) raten uns allen dringend, uns regelmäßig durchchecken zu lassen. Warum? Weil es um deine Sicherheit geht. Mehr zu den Hintergründen findest du direkt in den Empfehlungen der GTÜM zur Tauchtauglichkeit.

Warum die Untersuchungsintervalle vom Alter abhängen

Die eindringliche Empfehlung der Experten hat einen einfachen Grund: Unser Körper verändert sich im Laufe des Lebens. Was mit 20 noch locker weggesteckt wird, kann mit 45 schon ein unkalkulierbares Risiko darstellen. Aus diesem Grund hat die GTÜM klare Richtlinien entwickelt, die sich an unserem Alter orientieren.

Stell dir deinen Körper einfach wie ein Auto vor. Ein Neuwagen muss nur alle paar Jahre zum TÜV, ein geliebter Oldtimer hingegen jährlich. Genauso ist es mit unserer Gesundheit. In jungen Jahren ist der Körper meist robuster, doch mit der Zeit steigt das Risiko für unbemerkte Wehwehchen, besonders im Herz-Kreislauf-System.

Die tauchmedizinische Untersuchung ist also kein lästiges Hindernis, sondern dein persönlicher Sicherheitscheck. Sie hilft dabei, altersspezifische Risiken frühzeitig aufzuspüren, bevor sie unter Wasser zu einem echten Notfall werden.

Die folgende Grafik gibt dir einen guten Eindruck davon, wie die Ergebnisse solcher Untersuchungen typischerweise ausfallen. Sie zeigt, wie viele Taucher als uneingeschränkt, mit Auflagen oder gar nicht tauchtauglich eingestuft werden.

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Wie du siehst, bekommt die überwältigende Mehrheit grünes Licht. Oft gibt der Arzt aber noch ein paar individuelle Tipps oder Auflagen mit auf den Weg, um das Tauchen so sicher wie möglich zu machen.

Empfohlene Untersuchungsintervalle nach Alter (GTÜM Richtlinien)

Um dir eine klare Orientierung zu geben, habe ich die offiziellen Empfehlungen der GTÜM in einer Tabelle für dich aufbereitet. Diese Zeitabstände gelten als Goldstandard in der Tauchmedizin und werden von so gut wie jeder seriösen Tauchbasis auf der Welt als Nachweis verlangt.

Altersgruppe Empfohlenes Intervall Begründung
Unter 18 Jahren Jedes Jahr Der Körper befindet sich noch im Wachstum. Ein jährlicher Check stellt sicher, dass die Entwicklung normal verläuft und dem Tauchen nichts im Wege steht.
18 bis 39 Jahre Alle 3 Jahre In dieser Lebensphase ist der Körper in der Regel fit und stabil. Längere Intervalle sind hier meist unbedenklich.
Ab 40 Jahren Jedes Jahr Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt statistisch deutlich zu. Eine jährliche Kontrolle ist daher essenziell für deine Sicherheit.

Diese Intervalle sind natürlich nur eine Richtlinie. Fühlst du dich unsicher oder hat sich dein Gesundheitszustand verändert, ist ein zusätzlicher Check-up immer eine gute Idee. Sicherheit geht schließlich vor

So findest du den richtigen Taucherarzt für dich

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Man könnte meinen, jeder Arzt könne eine tauchmedizinische Untersuchung durchführen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dein Hausarzt ist zweifellos ein Experte auf seinem Gebiet, aber die besonderen Bedingungen unter Wasser erfordern spezielles Wissen. Es geht darum, wie dein Körper auf den erhöhten Umgebungsdruck reagiert – und das ist eine ganz eigene medizinische Welt.

Die gute Nachricht ist: Einen qualifizierten Mediziner zu finden, ist einfacher, als du vielleicht denkst. Es gibt ein klares Qualitätsmerkmal, an dem du dich orientieren kannst.

Woran du einen kompetenten Taucherarzt erkennst

In Deutschland ist die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM) die zentrale Instanz für dieses Fachgebiet. Ärzte, die eine von der GTÜM anerkannte Weiterbildung absolviert haben, sind bestens geschult, um deine Tauchtauglichkeit fundiert zu beurteilen.

Du erkennst diese Experten oft an Zusatztiteln wie „Tauchmedizin (GTÜM e.V.)“ oder dem Hinweis „Tauchtauglichkeitsuntersuchungen nach GTÜM“. Dieses Zertifikat ist deine Garantie dafür, dass der Arzt die spezifischen Risiken des Tauchens kennt und die Untersuchung nach einem bewährten, standardisierten Verfahren durchführt.

Die GTÜM pflegt eine deutschlandweite Liste von Ärzten mit dieser Qualifikation. So wird sichergestellt, dass du überall nach den gleichen hohen Standards untersucht wirst. Auf der Webseite der GTÜM kannst du direkt nach einem passenden Arzt in deiner Nähe suchen. Mehr Infos dazu findest du hier: Suche nach qualifizierten Taucherärzten.

Ein guter Taucherarzt stempelt nicht einfach nur ein Formular ab. Er ist dein Partner für Sicherheit und Gesundheit unter Wasser, der deine Leidenschaft teilt und dich kompetent berät.

Wenn du einen potenziellen Arzt gefunden hast, zögere nicht, vorab ein paar Dinge am Telefon zu klären:

  • Qualifikation: Frag ruhig direkt nach der GTÜM-Zertifizierung.
  • Erfahrung: Wie oft werden in der Praxis solche Untersuchungen gemacht? Routine gibt Sicherheit.
  • Ablauf: Lass dir kurz erklären, was dich erwartet (Anamnesegespräch, Lungenfunktionstest, EKG usw.).

Ein vertrauenswürdiger Arzt wird dir diese Fragen offen und verständlich beantworten. Diese kleine Vorbereitung ist genauso wichtig wie die Wahl der richtigen Ausrüstung oder ein guter Tauchkurs. Wenn du übrigens gerade erst mit dem Tauchen beginnst, schau doch mal in unseren Leitfaden für Tauchanfänger.

So läuft deine tauchmedizinische Untersuchung ab

Was erwartet dich also genau beim Taucherarzt? Keine Sorge, das Ganze ist viel unkomplizierter, als es sich vielleicht anhört. Stell es dir einfach wie einen gründlichen Check-up vor, der speziell auf die Bedürfnisse von uns Tauchern zugeschnitten ist. Wir nehmen dich jetzt mal an die Hand und gehen gemeinsam Schritt für Schritt durch, damit du entspannt und bestens vorbereitet zu deinem Termin gehen kannst.

Im Grunde teilt sich die Untersuchung in zwei große Blöcke: Erst unterhält sich der Arzt mit dir über deine gesundheitliche Vorgeschichte und dann folgt die körperliche Untersuchung. Hier stehen die Organe im Mittelpunkt, die unter Wasser besonders gefordert sind.

Schritt 1: Das ausführliche Gespräch (Anamnese)

Jede gute Untersuchung beginnt mit einem offenen Gespräch. Dein Taucherarzt wird dir wahrscheinlich einen Fragebogen geben, den du in Ruhe ausfüllen kannst. Mein Tipp: Sei hier absolut ehrlich und vollständig. Es geht nicht darum, eine Prüfung zu bestehen. Es geht darum, mögliche Risiken für dich zu erkennen und auszuschließen.

Typische Fragen drehen sich um:

  • Deine bisherige Krankengeschichte: Gab es Operationen? Hast du chronische Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck?
  • Aktuelle Medikamente: Nimmst du regelmäßig Medikamente ein? Auch die Pille oder rezeptfreie Mittel sind hier wichtig.
  • Deine Taucherfahrung: Bist du blutiger Anfänger oder schon ein alter Hase unter Wasser? In welchen Tiefen bist du meistens unterwegs?
  • Allgemeines Wohlbefinden: Fühlst du dich fit? Hattest du in letzter Zeit mal Schwindel, Ohrenschmerzen oder Probleme mit der Atmung?

Dieses Gespräch ist das Fundament für alles Weitere. Es hilft dem Arzt, sich ein erstes Bild von dir zu machen und bei der anschließenden Untersuchung gezielt auf bestimmte Punkte zu achten.

Schritt 2: Die körperliche Untersuchung

Nach dem Gespräch geht’s an die körperliche Untersuchung. Hier schaut der Arzt, ob dein Körper den besonderen physikalischen Bedingungen unter Wasser auch wirklich gewachsen ist. Drei Bereiche stehen dabei besonders im Fokus: deine Ohren, dein Herz und deine Lunge.

Die Ohren als dein wichtigstes Werkzeug

Zuerst wird der Arzt mit einem Otoskop in deine Ohren schauen. Damit prüft er, ob die Gehörgänge frei und deine Trommelfelle unversehrt sind. Ein gesundes Trommelfell ist das A und O, um den Wasserdruck sicher ausgleichen zu können.

Danach folgt meist das berühmte Valsalva-Manöver. Du kennst das sicher vom Tauchen: Nase zuhalten und bei geschlossenem Mund sanft Luft in den Nasen-Rachen-Raum pressen. Der Arzt beobachtet dabei deine Trommelfelle und sieht sofort, ob der Druckausgleich auf beiden Seiten reibungslos klappt. Das ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die du unter Wasser brauchst.

Eine erfolgreiche tauchmedizinische Untersuchung gibt dir nicht nur ein Attest für die Tauchbasis. Sie gibt dir vor allem das gute Gefühl, für die einzigartigen Bedingungen unter Wasser wirklich gewappnet zu sein. Sie ist ein aktiver Beitrag zu deiner eigenen Sicherheit.

Schritt 3: Die Tests mit Geräten

Je nachdem, wie alt du bist und was im Vorgespräch rauskam, können noch zusätzliche Tests dazukommen. Diese helfen, die Funktion von Herz und Lunge ganz objektiv zu beurteilen.

Das Elektrokardiogramm (EKG)

Ein Ruhe-EKG gehört bei den meisten Erstuntersuchungen zum Standard. Dabei bekommst du ein paar Elektroden auf den Brustkorb geklebt, die die elektrische Aktivität deines Herzens aufzeichnen. Klingt wild, ist aber völlig schmerzfrei. So lassen sich Herzrhythmusstörungen oder andere unbemerkte Herzprobleme aufspüren. Für Taucher ab 40 wird oft zusätzlich ein Belastungs-EKG auf dem Fahrrad-Ergometer empfohlen.

Der Lungenfunktionstest (Spirometrie)

Hier atmest du einmal kräftig in ein kleines Gerät. Gemessen wird dabei dein Lungenvolumen und wie schnell die Luft strömt. Dieser Test ist extrem wichtig, um sicherzustellen, dass deine Lunge fit für den Druck ist. Er hilft, das Risiko für ein Lungen-Barotrauma zu minimieren – eine der gefährlichsten Verletzungen beim Tauchen.

Wenn all diese Schritte durch sind, bespricht der Arzt die Ergebnisse mit dir. Im besten Fall bekommst du sofort grünes Licht und dein Attest in die Hand. Manchmal gibt es aber auch Auflagen oder der Arzt empfiehlt dir, zur Sicherheit noch einen anderen Facharzt aufzusuchen.

Was Lungenfunktionstest und EKG wirklich bedeuten

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So, nachdem wir uns den allgemeinen Ablauf der Untersuchung angeschaut haben, wird es jetzt richtig spannend. Wir werfen einen genauen Blick auf die beiden wichtigsten technischen Checks, die über deine Sicherheit unter Wasser entscheiden: den Lungenfunktionstest und das EKG. Diese Tests sind sozusagen der Blick des Arztes unter die Motorhaube – sie zeigen ihm, was mit bloßem Auge oder Stethoskop verborgen bleibt und decken Risiken auf, die unter dem Druck der Tiefe brandgefährlich werden können.

Gerade in Deutschland sind diese Tests ein fester Bestandteil der Richtlinien. Je nachdem, wie alt du bist, variieren die Anforderungen ein wenig. Das macht auch Sinn, denn mit den Jahren schleichen sich manchmal unbemerkte Herz-Kreislauf-Probleme ein, die das Risiko für einen Tauchunfall deutlich erhöhen.

Deine Lunge: ein empfindlicher Ballon unter Druck

Stell dir deine Lunge mal wie einen flexiblen Ballon vor. Wenn du nun beim Auftauchen die Luft anhältst – was du natürlich niemals tun solltest –, dehnt sich die Luft in deiner Lunge durch den abnehmenden Umgebungsdruck aus. Genau wie bei einem Luftballon, den du vom Grund eines Pools nach oben holst. Das Problem: Dein Brustkorb ist im Gegensatz zum Ballon nicht unendlich dehnbar.

Wenn der Druck zu groß wird, kann die Lunge reißen. Dieses Lungen-Barotrauma ist einer der schlimmsten Tauchunfälle, die man sich vorstellen kann. Genau hier kommt der Lungenfunktionstest ins Spiel, die sogenannte Spirometrie.

  • Vitalkapazität: Hier wird gemessen, wie viel Luft du maximal ausatmen kannst, nachdem du tief eingeatmet hast. Ein guter Wert ist ein Zeichen für eine gesunde, flexible Lunge.
  • Einsekundenkapazität (FEV1): Dieser Wert zeigt, wie schnell du die Luft wieder herausbekommst. Ist dieser Wert zu niedrig, könnte das auf eine Verengung der Atemwege hindeuten – zum Beispiel durch Asthma. Dadurch könnte beim Auftauchen Luft in der Lunge gefangen bleiben, was das Risiko für ein Barotrauma massiv erhöht.

Der Test ist also eine entscheidende Sicherheitsüberprüfung, um sicherzugehen, dass dein „Ballon“ keine Schwachstellen hat und die Luft immer frei zirkulieren kann.

Die Spirometrie ist keine Prüfung, die man bestehen oder durchfallen kann. Sie ist dein persönlicher Sicherheitscheck, der bestätigt, dass deine Lungen den physikalischen Gesetzen unter Wasser standhalten.

Dein Herz: der Motor, der unter Druck laufen muss

Dein Herz ist der Motor deines Körpers. Und unter Wasser muss dieser Motor richtig schuften. Der erhöhte Druck, die Kälte, die Anstrengung – all das ist eine enorme Belastung. Mit einem Elektrokardiogramm, kurz EKG, kann der Arzt ganz genau überprüfen, ob dein Motor rund läuft.

Ein Ruhe-EKG gehört für fast alle Taucher zum Standard. Dabei liegst du ganz entspannt da, während die elektrischen Impulse deines Herzens aufgezeichnet werden. So fallen Herzrhythmusstörungen oder erste Anzeichen für Durchblutungsprobleme auf, die du im Alltag vielleicht gar nicht spürst.

Bist du über 40 Jahre alt, kommt oft noch ein Belastungs-EKG dazu. Dabei strampelst du auf einem Fahrradergometer, während dein Herz beobachtet wird. Das simuliert die Anstrengung bei einem anspruchsvolleren Tauchgang und zeigt, wie dein Herz unter Last reagiert.

Übrigens hängt auch ein ganz anderes, aber ebenso wichtiges Thema eng mit der Gesundheit deiner Atemwege zusammen: der Druckausgleich. Ein reibungsloser Druckausgleich beim Tauchen ist das A und O, um schmerzhafte Verletzungen an Ohren und Nebenhöhlen zu vermeiden.

Wenn die Tauchtauglichkeit nur eingeschränkt ist

Nicht jeder verlässt die tauchmedizinische Untersuchung mit einem uneingeschränkten „Go“ in der Tasche. Manchmal findet der Arzt etwas, das das Tauchen zu einem potenziellen Risiko machen könnte. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht automatisch das Ende deiner Tauchkarriere. Sieh es lieber als den Anfang eines ehrlichen Gesprächs – mit deinem Arzt und mit dir selbst.

Häufige Diagnosen, die zu einer eingeschränkten Tauchtauglichkeit führen können, sind zum Beispiel Asthma, Bluthochdruck, Diabetes oder auch immer wiederkehrende Probleme mit den Ohren und Nasennebenhöhlen. Statt eines pauschalen Verbots geht es hier darum, die genauen Umstände zu verstehen und gemeinsam einen Weg zu finden, der deine Sicherheit an die erste Stelle setzt.

Warum bestimmte Krankheiten unter Wasser plötzlich eine Rolle spielen

An Land kommst du mit einem gut eingestellten Asthma oder einem kontrollierten Bluthochdruck vielleicht super zurecht. Unter Wasser gelten aber ganz andere Spielregeln. Der Druck verändert alles.

  • Asthma: Das große Schreckgespenst hier ist das sogenannte „Air Trapping“. Durch den Umgebungsdruck können sich die Atemwege leichter verengen. Wenn du dann auftauchst, dehnt sich die Luft in deiner Lunge aus und kann vielleicht nicht schnell genug entweichen. Das Risiko für ein Lungen-Barotrauma steigt dadurch dramatisch.
  • Bluthochdruck: Der Wasserdruck und oft auch die Kälte sind eine zusätzliche Belastung für dein Herz-Kreislauf-System. Ein ohnehin schon hoher Blutdruck kann unter diesen Bedingungen weiter in die Höhe schießen und im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen.
  • Diabetes: Eine Unterzuckerung ist an Land schon ernst genug. Unter Wasser kann sie tödlich sein. Durch die körperliche Anstrengung und die veränderte Wahrnehmung bemerkst du die Symptome vielleicht erst, wenn es schon zu spät ist.

Diese Beispiele machen deutlich, warum eine genaue Abklärung so verdammt wichtig ist. Es geht nie darum, dir den Spaß zu verbieten, sondern die Risiken realistisch einzuschätzen und zu managen.

Eine eingeschränkte Tauglichkeit ist kein Urteil, sondern eher eine Wegbeschreibung. Sie zeigt dir den sichersten Pfad, wie du dein Hobby weiter genießen kannst – oft sind es nur kleine Anpassungen, die für deine Sicherheit aber einen riesigen Unterschied machen.

Gemeinsam den sicheren Weg finden

In vielen Fällen gibt es Mittel und Wege, trotz gesundheitlicher Einschränkungen sicher abzutauchen. Die Lösung ist aber immer eine ganz individuelle Sache, die du gemeinsam mit deinem Taucherarzt erarbeitest.

Was könnten solche Auflagen oder Empfehlungen sein?

  • Begrenzung der Tauchtiefe: Bei manchen Herz-Kreislauf-Themen kann eine geringere Tiefe die Belastung für den Körper deutlich reduzieren.
  • Anpassung der Tauchgewohnheiten: Das kann bedeuten, kaltes Wasser oder starke Strömungen zu meiden oder auf körperlich extrem anstrengende Tauchgänge zu verzichten.
  • Optimierung deiner Behandlung: Manchmal reicht es schon, die Medikation neu einzustellen oder eine Therapie zu intensivieren, um grünes Licht für den nächsten Tauchgang zu bekommen.

Die allerwichtigste Voraussetzung für all das ist deine absolute Ehrlichkeit bei der Untersuchung. Dein Arzt kann dich nur dann richtig beraten und mit dir den sichersten Weg für deine zukünftigen Unterwasserabenteuer planen, wenn er das vollständige Bild deiner Gesundheit kennt. Verschweigen ist hier die denkbar schlechteste Idee.

Eure häufigsten Fragen an uns

Zum Abschluss habe ich noch ein paar Antworten auf die Fragen gesammelt, die uns in der Praxis immer wieder zur tauchmedizinischen Untersuchung gestellt werden. Betrachte es als kleinen Spickzettel für deine wichtigsten Anliegen.

Was kostet mich die Untersuchung eigentlich?

Die Kosten für eine tauchmedizinische Untersuchung sind nicht überall gleich, sie hängen von der jeweiligen Arztpraxis und dem genauen Umfang der Tests ab. Als grobe Hausnummer kannst du aber mit einem Betrag zwischen 80 und 150 Euro rechnen.

Wichtig zu wissen: In den meisten Fällen ist das eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Das bedeutet, die gesetzlichen Krankenkassen springen hierfür in der Regel nicht ein. Mein Tipp: Frag einfach vorab bei deinem Arzt nach, dann gibt es keine Überraschungen.

Wie lange gilt mein Tauchattest?

Die Gültigkeitsdauer deines Attests hängt von deinem Alter ab. Die Regel ist ziemlich einfach:

  • Unter 18 & über 40 Jahre: Dein Attest ist 1 Jahr gültig. Hier sind die Abstände kürzer, um auf Nummer sicher zu gehen.
  • Zwischen 18 & 39 Jahre: In diesen Jahren bist du mit einem Attest bis zu 3 Jahre auf der sicheren Seite.

Aber Achtung, ein kleiner Praxis-Tipp: Viele Tauchbasen im Ausland, besonders die internationalen, haben ihre eigenen Regeln. Dort wird oft ein Attest verlangt, das nicht älter als ein oder maximal zwei Jahre ist, egal was bei uns gilt.

Was muss ich zum Arzttermin mitbringen?

Du musst dich nicht großartig vorbereiten, keine Sorge. Was dem Arzt aber ungemein hilft, sind vorhandene medizinische Unterlagen, eine Liste der Medikamente, die du regelmäßig nimmst, oder dein Impfpass.

Den Anamnesebogen bekommst du oft schon vor dem Termin zugeschickt. Fülle ihn bitte ganz in Ruhe und vor allem ehrlich aus. Offenheit über deinen Gesundheitszustand ist der Schlüssel für deine Sicherheit unter Wasser – fast so wichtig wie der finale Buddy-Check vor dem Tauchen.


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